- Zahl der Betriebe weiter rückläufig
- Corona-Krise: Händlersterben verhindern
- Nahversorgung, Ausbildung und Lebensqualität auf dem Spiel
Die Zahl der Betriebe ist im Einzelhandel mit Uhren und Schmuck weiter rückläufig. Dies teilte der Handelsverband Juweliere (BVJ) anlässlich der Veröffentlichung der Umsatzsteuer-Statistik 2018 des Statistischen Bundesamtes (Destatis) mit. Demnach ist die Zahl der Unternehmen in nur 5 Jahren um über 1.000 gesunken. „Die Konzentration in der Branche hält weiter an", so BVJ-Präsident Stephan Lindner. „Vor allem viele kleinere Betriebe verlassen aufgrund fehlender Nachfolge den Markt und größere Betriebe werden übernommen. Der Trend zur Filialisierung des Mittelstands geht weiter." Durch die aktuelle Corona-Krise könnte sich der Abschmelzungsprozess dramatisch beschleunigen, so der Verband. BVJ-Präsident Lindner appelliert: „Gerade die mittelständischen Juweliere bereichern die Innenstädte und tragen zu lebenswerten Strukturen in Städten und Gemeinden bei. Aber gerade Juweliere sind von der aktuell zwangsweisen Geschäftsschließung aufgrund ihrer hohen Mieten in Innenstadtlagen und überdurchschnittlichen Personalkosten besonders hart getroffen. Wenn hier schnelle Hilfe vom Staat ausbleibt, droht ein Massensterben mittelständischer Arbeitgeber. Wir brauchen keine Kredite, sondern Soforthilfen und rasch wirksame Steuerentlastungen."
Noch im Jahr 2013 hatte die Zahl der steuerpflichtigen Betriebe der Branche 8.341 betragen, sie ging bis 2018 auf 7.297 Unternehmen zurück. In der Vermarktung für Uhren und Schmuck dominiert noch der stationäre, mittelständische Einzelhandel mit einem Marktanteil von fast 70 % des Gesamtmarktvolumens. Durch die Zwangsschließung der Betriebe ist mittelfristig nicht nur die flächendeckende Nahversorgung gefährdet. Lindner: „Auch wenn bis vor 2 Wochen die Branchen-Umsätze noch stabil waren, besteht schon jetzt eine strukturelle Gefahr. Dabei hängen Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze in Handel und Handwerk untrennbar zusammen." Gerade in der Uhren- und Schmuck-Branche sind Handel und Handwerk dicht miteinander verwoben. Beispielsweise beschäftigen die Juweliere eine große Zahl an Uhrmachern und bilden diese aus. Lindner: „Und gerade Uhrmacher werden schon jetzt händeringend gesucht."
Hintergrund zur Umsatzsteuer-Statistik:
Im Bereich „Einzelhandel mit Uhren und Schmuck" werden Betriebe erfasst, die ihren Umsatzschwerpunkt (Lieferungen und Leistungen) in diesem Sortimentsbereich haben. Durch den zeitlichen Versatz der Steuersystematik ist die Veröffentlichung nur um ein Jahr zeitversetzt möglich. In der Umsatzsteuerstatistik (Voranmeldungen) von Destatis werden nur Unternehmen erfasst, die eine Umsatzsteuervoranmeldung abgeben müssen. Davon ausgenommen sind Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz bis 17.500 Euro und solche, die im vorangegangenen Jahr nicht mehr als 1.000 Euro Umsatzsteuer gezahlt haben. Nicht erfasst werden zudem Unternehmen, die nahezu ausschließlich steuerfreie Umsätze tätigen und bei denen somit keine Steuerzahllast entsteht.