Die Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachgeschäfte erwarten ein gutes Weihnachtsgeschäft. Bei den Deutschen stehen Uhren und Schmuck weit oben auf dem Wunschzettel und das Geschäft zieht spürbar an. Dies teilte der BVJ Handelsverband Juweliere vor dem 1. Adventssamstag mit.
„Die Ausgabebereitschaft ist hoch, die Zinsen niedrig und die Preise für Edelmetalle moderat. Gute Zeiten für Juweliere und ein guter Zeitpunkt für die Kunden, emotionale und werthaltige Geschenke unter den Weihnachtsbaum zu legen“, so BVJ-Präsident
Stephan Lindner.
Die Ausgaben der Deutschen für Weihnachtsgeschenke steigen in diesem Jahr nach einer aktuellen ifes-Umfrage* um 4 % auf 477,10 Euro an. Nach Geschenkgutscheinen, Kosmetik/Körperpflege und Büchern/Schreibwaren rangieren „Uhren, Schmuck, Juwelen“ auf dem Ranking der beliebtesten Weihnachtsgeschenke demnach auf Rang 4 – noch vor Spielwaren, Kultur, Bekleidung und Bargeld. Der Einzelhandel mit Uhren und Schmuck macht durchschnittlich 22,3 % seiner Jahresumsätze im Weihnachtsgeschäft (November + Dezember). „Das Geschäft mit einheimischen Kunden kann das Vorjahresniveau mindestens wieder erreichen. Die deutlichen Rückgänge bei den Verkäufen an ausländische Käufer sorgen allerdings insgesamt für eine negative Umsatzentwicklung der Branche. Dies war aber zu erwarten und schmälert unsere Aussicht auf das Weihnachtsgeschäft nicht“, so Lindner.
*(Umfrage vom ifes Institut der FOM Hochschule mit Unterstützung des HDE unter über 59.000 Verbrauchern)
Rares und Wahres: Qualität ist „in“
Die deutschen Käufer setzen weiterhin auf individuellen, bezahlbaren Luxus aus Edelmetall und Diamant. Dies sind laut Lindner nicht nur symbolträchtige und emotionale, sondern auch werthaltige Geschenke: „Unsere Produkte sind Emotion, unsere Läden ein Erlebnis und das Geschäft mit Uhren und Schmuck höchst persönlich. Krisenzeiten sind Zeiten für solide Werte, aber keine für überschwänglichen, extrovertierten Luxus.“
„Qualität in der Verarbeitung und Sicherheit über die Herkunft setzen deutsche Käufer mit Recht voraus. Weil der Kauf von Schmuck und Uhren auch Vertrauenssache ist, ist der stationäre Fachhandel für den Konsumenten weiterhin mit weitem Abstand die erste Wahl“, so Lindner. Fachbetriebe bieten online und im Geschäft Transparenz über Lieferant und Material und stehen für die Einhaltung von Vorschriften gerade. Der BVJ-Präsident: „Aber auch wenn sich jeder gerne online informiert, führt der Weihnachtseinkauf zumindest in unserer Branche meistens in den Laden. Wer beim Schenken von Uhren und Schmuck auf Nummer sicher gehen will, setzt auf kompetente, individuelle Fachberatung und versierten Service.“ Das falsche oder gar ein minderwertiges oder unechtes Geschenk könne die Freude auf beiden Seiten, beim Schenker und dem Beschenkten, sehr schnell verderben.
Touristenflaute: Brexit zieht Luxuskäufer ab
Vor allem die Zurückhaltung von chinesischen Käufern bereitet Juwelieren in den Top-Einkaufslagen der deutschen Metropolen derzeit Probleme. Sowohl die Anzahl der kaufenden Touristen aus China als auch aus Russland und dem arabischen Raum ging gegenüber dem Vorjahr zurück. „Zusätzlich wirken sich die chinesischen Anti-Korruptionsgesetze und Einfuhrzölle auf das Kaufverhalten der Touristen aus. Der Nachfragerückgang trifft vor allem die Juweliere mit den großen Marken in Top-Lagen“, berichtet Lindner. Zudem habe die Brexit-Entscheidung zu einer Verlagerung der Umsätze geführt. Lindner: „Wer Europa bereist, kauft Luxusgüter derzeit in Großbritannien. Kollegen in London berichten seit der Brexit-Entscheidung und den damit zusammenhängenden Wechselkursen von deutlichen Zuwächsen.“ Juweliere in den 1A-Lagen von Städten wie Berlin, München, Frankfurt, Düsseldorf und z.B. Hamburg hatten in den vergangenen Monaten von zweistelligen Umsatzrückgängen berichtet. Einige Händler machen über ein Viertel der Jahresumsätze mit ausländischen Käufern.
Hinzu kam 2016 bei hochwertigen Uhren ein Normalisierungseffekt: Die Freigabe des Schweizer Frankens zum Jahresanfang 2015 hatte im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres für außerordentlich hohe Umsätze mit hochwertigen Uhren geführt. Käufe von Schweizer Uhren sowie von Modellen mit Uhrenteilen aus der Schweiz wurden wegen angekündigten Preisanhebungen vorgezogen. Außerdem wanderten Käufer aus der Schweiz aufgrund des Franken-Kurses nach Deutschland ab. Eine vergleichbare Sonderkonjunktur gab es in 2016 nicht.