Wasserdichtigkeit von Uhren
Wasserdicht? Wenn die Uhr baden geht!
Sommerzeit ist Wassersportzeit. Baden, Segeln oder Surfen, Kiten, Paddeln oder Wellenreiten – vor allem im Urlaub zieht es viele Deutsche an oder in das Wasser. In der schönsten Zeit des Jahres schlägt jedoch mancher Uhr die letzte Stunde. Ist das Wasser erst einmal drin, ist das für viele batteriebetriebene, aber auch manche mechanische Zeitmesser der sichere Uhrentod. Das Problem: Wie „wasserdicht“ ihre Armbanduhr wirklich ist, wissen die wenigsten Uhrenträger. Der Grund dafür sind nicht selten fehlerhafte oder unzureichende Angaben der Hersteller. Fachkundige Beratung ist also gefragt, wenn der Zeitmesser und damit die Urlaubslaune nicht baden gehen sollen.
ATÜ war gestern – nur „Bar“ ist wahr!
In Deutschland erfolgt die Kennzeichnung der Dichtigkeit von Uhren in der Einheit „Bar“, der gesetzlichen Einheit für Druck. Als Faustregel gilt: 1 Bar ist in etwa der Luftdruck auf der Erdoberfläche, 1 Bar Überdruck der Druck des Wassers in 10 Meter Tiefe, 2 Bar in 20 Metern und 3 Bar in 30 Metern Tiefe usw. Auf älteren Uhren oder einigen ausländischen Fabrikaten findet man noch die Bezeichnung „ATM“. Schon Ende der 70er Jahre hat hierzulande das „Bar“ die Bezeichnung „ATM“ (für physikalische Atmosphäre) oder auch ATÜ (Atmosphären Überdruck) abgelöst. Die Details sind in der Deutschen Industrie Norm DIN 8310 festgelegt. Der Begriff „Bar“ ist jedoch viel zu abstrakt, um sich ein Bild von der tatsächlichen Dichtigkeit einer Uhr in der Praxis zu machen. Deshalb wurden zur besseren Erklärung in der Branche Anwendungsbeispiele definiert. Sie zeigen, was eine Uhr „taucht“ – und was man mit ihr lieber lassen sollte. (Beispiele siehe unten)
Taucht nix: Meterangaben führen in die Irre!
Das größte Missverständnis erzeugen die Meterangaben, die auf einigen Uhren stehen. Wenn auf dem Zifferblatt oder dem Gehäuseboden „10m - water resistant“ oder „30 Meter“ steht, ist dies nicht automatisch die Tauchtiefe, für die die Uhr geeignet ist. Diese Angaben umschreiben lediglich den Druck, dem die Uhr unter Laborbedingungen standhält. Umstände wie im Labor, gibt es in der Praxis aber nie. Und es gibt zahlreiche Faktoren, die die Dichtigkeit der Uhr negativ beeinflussen können. Hersteller, die nur den Prüfdruck in Meter-Angaben auf ihre Uhren aufdrucken oder eingravieren und nichts weiter dazu erklären, wecken damit völlig falsche Erwartungen! Das finden übrigens auch die deutschen Gerichte, die diese Praxis deshalb regelmäßig und seit Langem als Irreführung der Kunden tadeln. Doch im Ausland gelten andere Gesetze – und selbst namhafte Hersteller kümmern sich offensichtlich leider manchmal wenig um das Informationsbedürfnis ihrer hiesigen Kunden. Verbraucherschützer, Juristen und Juweliere meinen: Wer die Wasserdichtigkeit in Metern angibt, damit aber nur den theoretischen Druck umschreibt, führt seine Kunden hinter das Licht. Meterangaben sind, so verwendet, zur Erklärung der Wasserdichtigkeit nicht geeignet.
Zum in die Haare schmieren: Eingeseift und versalzen
Nicht nur Wassersportler setzen ihre Armbanduhr harten Proben aus. Selbst die Seife beim Händewaschen oder das Shampoo beim Duschen verändern die Oberflächenspannung des Wassers und damit die Dichtigkeit der Uhr. Was gut für Duft und Reinigung des Menschen ist, ist schlecht für die Uhr, denn die chemischen Bestandteile von Körperpflegeprodukten greifen Oberfläche und Dichtungen an. Gleiches gilt für salziges Meerwasser oder das „chlor“-haltige Schwimmbecken. Die hohen Temperaturschwankungen beim Sprung ins kalte Nass oder die morgendliche Dusche fordern Gehäuse, Verschraubung und Dichtungen extrem heraus. Alterung des Materials und Korrosion kommt hinzu. Bewegung im Wasser verändert den Druck ebenfalls – wer duscht, badet oder taucht hat also alles andere als Laborbedingungen, unter denen die Druckfestigkeit einer Uhr gemessen wird. Die theoretische Druckfestigkeit und die tatsächliche „Tauchtiefe“ haben also nichts gemein.
Gut beraten, gut gepflegt, gut getaucht
Für nahezu jeden Einsatzzweck gibt es die passende Uhr. Selbst Tiefseetaucher, Piloten und Astronauten vertrauen mit Recht auf ihre (Spezial-) Zeitmesser. Auch wenn Sie keinen Ausflug in die Tiefen des Mariannengrabens oder die Höhen der Raumstation MIR planen: Beim Uhrenkauf ist man gut beraten, sich je nach Einsatzzweck über die Dichtigkeit beim Profi zu informieren. Juweliere, Uhrenfachgeschäfte/Uhrmacher oder auch die Fachabteilungen im Warenhaus bieten sich hierzu an. Gerade Präzisionsinstrumente und Uhren mit anspruchsvoller Mechanik oder hoher Beanspruchung haben zudem eine turnusmäßige Wartung verdient. Wie beim Auto wollen Mechanik, Elektronik, Dichtungen und „Schmiermittel“ von Zeit zu Zeit überprüft, erneuert und neu justiert werden, damit die volle Leistungsfähigkeit erhalten bleibt. Die gute Nachricht: Bei guter Wartung und Pflege hält eine Uhr deutlich länger als ein Kraftfahrzeug. Und wer seine Uhr gut behandelt, wird auch mit lang anhaltender Dichtigkeit belohnt.
GRAFIK: Vereinigung der Bundesverbände